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Ein Mann für Wohlfühlorte

Der Designer Olaf Kitzig aus Lippstadt stattet europaweit Hotels und Restaurants aus. Die Arbeiten auf Ibiza zum Beispiel laufen auf Hochtouren. Spätestens Anfang Juni muss dort alles fertig sein. Dann steigt die Eröffnungsparty im Fünf-Sterne-Resort Seven Pines. Olaf Kitzig fliegt natürlich hin. Mehr als drei Jahre lang hat der Designer die Hotelanlage mit umgebaut und ausgestattet. Sein Innenarchitekturbüro zeichnet für das Design der Rezeption, der Restaurants und der Wellnessanlage verantwortlich.


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Für die gewünschte warme Atmosphäre setzt Kitzig vor allem auf mattierte Natursteine, alte Holzdielen, bronziertes Glas, Felle, Korbgeflechte und transparente Stoffe. Dazwischen findet sich aber auch mal eine Edelstahlsäule oder ein glänzender Lampenschirm, wie er anhand seiner Entwürfe zeigt: „Das sorgt für das nötige Spannungsverhältnis“, sagt er. Das Warme, Gedeckte gehöre auch mal durchbrochen, sonst werde es langweilig. „Es muss etwas zu entdecken geben.“ Gemäß diesem Credo verfügt die Rezeption über eine schuppenartige Wand aus Messingplatten, die Assoziationen wecken soll – etwa zu Fischschuppen oder auch zu Schindeln. Als die Gestaltung der Wand anstand, flog Kitzig eigens zur Beaufsichtigung der Montage nach Ibiza. Überhaupt ist er viel unterwegs. Etwa 150 Tage im Jahr verbringt Kitzig auf seinen diversen Baustellen. Der äußerst modisch und ausgefallen gekleidete 47 Jahre alte Designer hat sich vornehmlich auf das Interior Design von Hotels und Restaurants spezialisiert, entwirft aber auch Lounges der Deutschen Lufthansa und Infostände für die Deutsche Bahn. Auf der Referenzliste seiner Kitzig Design Studios GmbH mit Sitz in Lippstadt stehen rund 500 Projekte, darunter die 1000 Jahre alte Stromburg – Restaurant und Hotel von Fernsehkoch Johann Lafer –, das Schlosshotel Fleesensee und Paulaner- Brauhäuser in China, Thailand und Singapur. Die Gastronomie ist Kitzig seit Kindertagen vertraut. Sein Vater, ein Koch, arbeitete als Küchenchef in Kantinen. „Ich bin in Küchen groß geworden“, stöhnt er. Was er früher so gehasst habe, helfe ihm heute aber dabei, die technischen Anforderungen eines Restaurants mit gestalterischen Ideen in Einklang zu bringen.

Schon früh hegte Kitzig den Wunsch, einmal ein Design-Unternehmen zu leiten. Ans Ziel kam er nicht über ein klassisches Hochschulstudium, sondern über andere Stationen: Nach der Schule absolvierte Kitzig, der schon als Junge gerne gemalt und mit seiner Großmutter erst Decken und später Kleidungsstücke genäht hat, eine Lehre als Maler und Lackierer bei einem Restaurator. Später ließ er sich zum Schaugewerbegestalter und schließlich zum Einrichtungsberater ausbilden, arbeitete dann eine Zeitlang in einem Geschäft für Designmöbel in Berlin. Vor zwanzig Jahren erfolgte dann der Schritt in die Selbständigkeit mit der Gründung seines Designstudios Kitzig Interior Design.

Das erste Projekt umfasste die Gestaltung eines Sonnenstudios in Lippstadt – „es war wirklich schön gemacht“, erinnert er sich fast ein wenig entschuldigend. Schon sein zweiter Auftrag, ein gehobenes Schuhgeschäft, erregte Aufmerksamkeit bei Fachmagazinen. Mit dem Engagement bei einer kleinen Brauerei gelang ihm dann der Einstieg in die Gastro- Szene: Der Varieté-Betreiber GOP aus Bielefeld wurde auf Kitzig aufmerksam und ließ mehrere Theater von ihm einrichten. Auf die internationale Bühne kam der Designer vor gut zehn Jahren durch einen Kontakt zur französischen Hotelgruppe Accor, die ihn für die Renovierung eines Mercure-Hotels in Stuttgart engagierte. Inzwischen beschäftigen die Kitzig Design Studios rund 60 Innenarchitekten, Architekten, Designer, 3D-Spezialisten, Grafiker, Projektmanager und Bauleiter in Lippstadt, Bochum, München, London – sowie künftig auch in Düsseldorf, wo noch in diesem Jahr ein Büro eröffnen soll.

Momentan arbeitet Kitzig, der unter anderem mit Branchengrößen wie Dexter Moren (London) und Schwitzke & Partner (Düsseldorf) konkurriert, an Hotelprojekten in Russland, Großbritannien sowie auf Teneriffa. Tätig war er schon für internationale Ketten wie Hilton, Best Western und Dorint. Bei einem Hotelzimmer kommt es für ihn auf drei, nein eigentlich vier Dinge an: ein bequemes Bett, eine gute Dusche („die nicht das ganze Bad unter Wasser setzt“, wie er sagt), ein Fernseher und – das schiebt er noch nach – eine Mini-Bar, obwohl diese immer häufiger weggelassen werde. Davon abgesehen dreht sich alles um die immer stärkere Individualisierung der Zimmer.

„Der Raum soll nicht wie ein Standardprodukt aussehen, sondern mit Liebe zum Detail eingerichtet sein“, sagt er. Dafür lassen seine Designer speziell Regale, Tapeten oder Möbelbezugsstoffe anfertigen und suchen nach ausgefallenen Deko-Artikeln, die dann mit Produkten von der Stange kombiniert werden. Den einen, ganz großen Designtrend kann Kitzig dabei nicht feststellen. „Wir müssen uns immer wieder neu erfinden“, sagt er. Gemeinsam sei den Projekten der Anspruch einer hohen Behaglichkeit. Viele Menschen seien durch politische Krisen verunsichert, und der Wunsch nach einem „Wohlfühlort“ nehme zu.

Bei der Gestaltung von Restaurants kommt laut Kitzig, der sich seine Anregungen am liebsten auf Kunstmessen wie der Art Basel holt und der mit seinen beiden Söhnen gerne Museen besucht, wieder mehr Farbe ins Spiel. Etwa Apfelgrün oder Pastelltöne. Auch werden die Gasträume wieder häufiger mit Pflanzen dekoriert. Zudem erhalten die Gäste heute meist Einblick in die Küche, sei es durch Glasscheiben oder eine komplett offene Kochzone. „Sie wollen sehen, mit wie viel Sensibilität gekocht wird“, findet er. Auch bei den Restaurants darf selbst ein Kettenkonzept möglichst nicht nach einer Kette aussehen. Denn: „Jeder Standort muss mit Hingabe entwickelt werden.“ Chancen für künftige Aufträge sieht Kitzig unter anderem für Urlauberhotels in Italien, Spanien und Griechenland. Aber zunächst einmal steht die Eröffnung auf Ibiza an.

CHRISTINE SCHARRENBROCH

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Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ausgabe 28.05.2018
Ort Frankfurt
Von Christine Scharrenbroch
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