ausschnitt-westfalenpost

Désolé, cet article est seulement disponible en Anglais Américain et Allemand. Pour le confort de l’utilisateur, le contenu est affiché ci-dessous dans l’une des autres langues disponibles. Vous pouvez cliquer l’un des liens pour changer la langue du site en une autre langue disponible.

Désolé, cet article est seulement disponible en Allemand. Pour le confort de l’utilisateur, le contenu est affiché ci-dessous dans une autre langue. Vous pouvez cliquer le lien pour changer de langue active.

Ein Keller voller Schätze

Eine Erfolgsgeschichte aus Lippstadt: Der Interieur-Designer Olaf Kitzig entwirft Inneneinrichtungen von Hotels, Restaurants und Geschäften auf der ganzen Welt

„Eine solche Villa muss man nicht unbedingt haben, aber so eine zu besitzen, das ist schön“, sagt Olaf Kitzig. Der 47-jährige Unternehmer ist stolz auf das repräsentative Aushängeschild seines Stammsitzes in Lippstadt. Es passt zur Erfolgsgeschichte des „Kitzig Design Studios“, das weltweit Interieurs für Hotels, Restaurants und Geschäfte entwirft. Im Innern des denkmalgeschützten Hauses, gebaut 1808, treffen Stuck auf moderne Kunst. Der wahre Schatz des Interieur Designers Kitzig befindet sich allerdings im Keller: Dort warten in verwinkelten, weiß gestrichenen Räumen verschiedenste Materialien, die die Fantasie der Kunden entfachen sollen.


null
MORE

Stoffe aller Art, Holz, Kacheln, Accessoires, antike Türschlösser aus China oder Seidenfliesen für 1500 Euro pro Quadratmeter. Viele dieser kleinen Schätze sammelte Olaf Kitzig bei seinen Reisen auf allen Kontinenten. Bekommt er einen Auftrag, dann stellt er aus diesem Fundus ein neues Konzept für seine Kunden zusammen und legt sie in eine Box. Gemeinsam mit einer Computersimulation könne sich der Kunde dann konkret vorstellen, wie es aussehen soll.

Ein umkämpfter Markt

Kitzigs Design-Konzepte laufen gut. In London ebenso wie in Sibirien. Allein 14 Hotels hat der Lippstädter in Russland ausgestattet. Er hat für internationale Hotelketten wie Accor, Hilton und Lindner gearbeitet, die Inneneinrichtung für Paulaner-Brauereihäuser in China oder Flughafen-Lounges in Sydney entworfen. Neben den Büros in Lippstadt, München und Bochum eröffnete er jüngst ein weiteres in Düsseldorf. Statt über die Erfolgsgeschichte in einem hart umkämpften Markt zu sprechen, erzählt Kitzig lieber von seinen vielen Projekten. So über das Seven Pines, einer Luxus- Hotelanlage auf Ibiza. Aus der 70er-Jahre-Clubanlage an der Westküste der hippen Balearen- Insel hat der 47-Jährige ein perfekt gestyltes Resort gemacht. Für die Deutsche Bahn entwarf der Lippstädter den Info-Stand 4.0, der bald in 85 Bahnhöfen zu bewundern sei. Auch das Schlosshotels Fleesensee an der Mecklenburgischen Seenplatte trägt seine Handschrift.

Kitzigs Markenzeichen sind Kontraste: „Wir schaffen Spannungswelten, setzen auf hart und weich, auf hell und dunkel.“ Farben und Materialien kombiniert er auf ungewöhnliche Art und Weise: „Kernleder kann da auch schon einmal auf dem Boden liegen, ein Teppichmuster in einem Raum sein vorbestimmtes Dasein antreten und in einem anderen die Wände zieren.“ Formen, Lichtquellen, einzelne Möbelstücke – all das spiele eine Rolle. Zur Arbeit eines Interieur Designers, erklärt Kitzig, gehöre eben viel mehr als nur modisches Zubehör und Farben auszusuchen. „Wir kümmern uns auch um die Beleuchtungsplanung.“ Oft werde nur der Rohbau von seinen Kunden zur Verfügung gestellt.

Firma mit 27 Jahren gegründet

Kitzigs Biografie und die Geschichte seines Unternehmens sind beeindruckend. Vom Tellerwäscher zum Hidden Champion? „Na, nicht ganz so“, berichtigt der Lippstädter. Obwohl er hinzufügt, dass sein Unternehmen zu den fünf größten europäischen Büros für Interior Design gehöre. Schon früh, erzählt er, sei er sich bewusst gewesen, sein eigener Chef zu sein. Der Ausbildung zum Maler und Lackierer folgte eine zum Schauwerbegestalter. All das habe ihn aber nicht ausgefüllt. Mit nur 27 Jahren gründete er dann in Lippstadt sein Unternehmen.

Das Aus in London

Immer nur bergauf? Nicht ganz. Das Büro in London, so Kitzig, werde nicht weitergeführt. Der Brexit werfe seine Schatten voraus. „Die Engländer sind verunsichert, sie wissen nicht so recht, wie es weitergeht.“ Deswegen wage er dort den weiteren Ausbau nicht. Als größtes Problem bezeichnet Kitzig, Jahre im voraus Trends zu erkennen. Drei Jahre dauere es in der Regel von der Bedarfs- über die Zielgruppenanalyse bis hin zum fertigen Objekt. Dabei würde sich das Team immer wieder aufs Neue die Frage stellen, welche Geschichte es mit der Inneneinrichtung erzählen will. Ein Hotel in dem mehr Männer als Frauen logierten, brauche eine andere Gestaltung als eines, in dem Frauen zur Mehrheit gehörten. „Natürlich ist viel Kreativität gefragt, aber das ist eben nicht alles.“ Mittlerweile bieten die Kitzig Design Studios auch Duftkreationen für Klimaanlagen von Geschäften an.

70 Mitarbeiter zählt das Unternehmen. Architekten, Produktdesigner und mehr. Darunter 66 Frauen. „Kaum ein Mann studiert Innenarchitektur“, erklärt der Familienvater die hohe Frauenquote. Allein 45 arbeiten am Stammsitz in Lippstadt.

Olaf Kitzig hat sich bewusst gegen die Metropolen dieser Welt ausgesprochen und ist in seiner Heimat geblieben. Nicht, dass er das anderen empfehlen würde: „In der Provinz anzufangen, das rate ich niemanden.“ Aber die Mitarbeiter in Lippstadt seien besonders treu. Darüber hinaus habe es eine Menge Vorteile, Westfale zu sein: „Das Geradeheraus kommt gut an.“

Zurzeit betreut Olaf Kitzig 98 Projekte. „Die reichen zum Teil bis ins Jahr 2022.“ Besonders oft sei er in diesen Tagen in Österreich und Spanien. Was braucht Mann für so eine Erfolgsgeschichte? „Lust auf Risiko und Abenteuer“, antwortet Kitzig. „Und einen Ort, wo man wieder Auftanken kann.“ Das ganze Jahr über sei er unterwegs, besuche Messen, begleite Projekte. Er liebe das Leben am Puls der Zeit. „Aber zur Ruhe komme ich in Lippstadt.“

Von Rudi Pistilli

PDF

Westfalenpost
Ausgabe 5.12.2018
Von Rudi Pistilli
Ort Essen
Verlag https://www.wp.de/