Küchengestaltung in Privathäusern:
Ästhetik, Funktionalität und Beleuchtung sind das A und O
Eine Küche soll vor allem zweckmäßig sein? Von wegen. „Funktionalität ist ein wichtiges Kriterium bei der Küchenplanung – aber Ästhetik, eine effiziente Raumnutzung und unterschiedliche Beleuchtungsszenarien spielen mindestens eine ebenso große Rolle“, sagt Interior Designer Olaf Kitzig. Seit über 25 Jahren entwirft und realisiert er mit seinem Team Küchen für Privatobjekte, beobachtet dabei so manche spannende Entwicklung und Strömung. Eine der auffälligsten: „Küchenräume werden immer wohnlicher und öffentlicher.“
Wohnhaus in Frankfurt: Erlesene, natürliche Materialien wie Marmor, Natursteine, Leder, Leinenund edle Hölzer unterstreichen die außergewöhnliche Architektur des 1.000 qm großen Hauses. Besonders beeindruckend: die 6,40 Meter hohe Decke der Hauptküche (links) mit beleuchteter Marmorwand und kreisförmigem Bodenfenster mit Blick in den Weinkeller. Exklusiv auch die Vorbereitungsküche (rechts) mit Küchenblock
Natürliche Materialien
Natürliche Materialien wie Holz und Stein lassen Küchen naturverbunden wirken und verleihen minimalistisch gestalteten Küchen Tiefe. Kombiniert werden sie gerne mit kontrastierendem Marmor, Beton oder Edelstahl. Unabhängig davon, ob die Küche in einem Chalet oder einem Großstadtloft steht – Holzoberflächen sorgen für ein warmes, wohnliches Ambiente, während raue Steinoberflächen eine entspannte Rustikalität vermitteln.
Verschmelzung von Küche und Wohnbereich
„Küchen sind immer seltener abgetrennte Räume“, sagt Olaf Kitzig, „vielmehr verschmelzen Küche und Wohnbereich immer mehr miteinander.“ Klein, abgetrennt und für ein Kochen im Verborgenen gedacht, das war früher – heute wird in der Küche gemeinsam gekocht, gegessen, geplauscht, gelebt. Die zunehmende Verlagerung der sozialen Kontakte in das private Umfeld, das so genannte „Homing“, stellt hohe Ansprüche an die Innenarchitektur. Eine durchgängige Gestaltung des Lebensraumes ist gefordert, Materialien, Farben, Möbelformen, Licht, Wand- und Fenstergestaltung aus der Küche setzen sich im Wohnbereich fort und umgekehrt. Die offene Küche mit angrenzendem Ess- und Wohnbereich bietet viel Raum für Kommunikation während des Kochens und das anschließende gemeinsame Essen.
The Flat, Düsseldorf: Jedem Raum in der Villa liegt ein eigenes Farb-, Material- und Möbelkonzept zugrunde. Verbindende Elemente und ausdrucksstarke Highlights bilden zahlreiche Kunstwerke in jedem einzelnen Raum. Blickfang in der Altbauküche ist der vier Meter lange Küchenblock mit Natursteinplatte.
Anforderungen werden immer individueller
Braucht man überhaupt noch eine Küche im herkömmlichen Sinn? Wem es an Kochlust oder schlicht an Platz mangelt, dem reicht möglicherweise eine Teeküche, untergebracht in einem Schrank. Je mehr die Küche jedoch im Wohnraum aufgeht und nicht nur allein der Speisenzubereitung dient, desto mehr avanciert sie zum „Herz des Hauses“, zum Zentrum des Lebens und Wohnens. Das kann sogar so weit gehen, dass bei beschränktem Platz Küche und Esstisch den Vorzug gegeben werden und statt einem Sofa ein gemütlicher Sessel zum Relaxen reicht. Eine Küche muss heute für sehr unterschiedliche Lebensentwürfe bespielbar sein.
Ein Penthouse in Berlin: stilsicher und edel mit klaren Linien und glatten Oberflächen, weichen Stoffen und feinem Leder in unterschiedlichen Grau- und Brauntönen. Der samtig grauglänzende Steinboden wurde fugenlos eingebaut und anschließend poliert, um einen nahezu nahtlosen Raumübergang zu schaffen. Durch den bewussten Verzicht auf einen Esstisch wird die Trennung zwischen Speisenzubereitung und Essen aufgehoben – der Küchenblock fungiert als Genusszentrum, an dem sowohl gekocht als auch gegessen wird.
Mut zur Farbe
Bei der Küchengestaltung ist oftmals Zeitlosigkeit gewünscht, soll die Küche doch Jahrzehnte, für manche Menschen gar ein Leben lang halten. Zeitlos und beständig heißt aber nicht automatisch schlicht und farblos. Farbe kann einer Küche mehr individuelle Persönlichkeit verleihen. Auch großformatige Kunstobjekte setzen Farbakzente. Neben hellen Farben wie Creme, Sand und Beige, aber auch einem dezentem Grau sind kräftige Farben wie edles Dunkelblau, Salbeigrün oder Rubinrot angesagt. Mut zur Farbe gilt dabei nicht nur für die Küchenfronten – die man bei Bedarf wieder tauschen kann –, sondern vielmehr auch für Wände und leicht veränderbare Bereiche.
Wohnhaus in Düsseldorf: Im Gesamtkonzept des Hauses dominieren starke Hell-Dunkel-Kontraste. Der Koch- und Essbereich ist in sattem Schwarz gehalten. An der Ostseite mit Übereckverglasung und vorgelagerter Terrasse befindet sich ein runder Tisch zum Frühstücken im Morgenlicht. Am Esstisch verbirgt sich hinter Lamellen eine Bar mit eingebauten Weinkühlschränken. Der Kamin als Zentrum des Hauses ist von Küche, Wohnraum und Essbereich einsehbar.
Atmosphärische Beleuchtung
Nicht nur Farben und Materialien beeinflussen Stimmung und Raumklima, einen bedeutenden Anteil hat auch die Beleuchtung. So wird heute bei der Küchenplanung und -gestaltung das Licht als ein wichtiger Aspekt in immer stärkerem Maße einbezogen: „Licht ist als Gestaltungsmittel nicht zu unterschätzen“, sagt Olaf Kitzig. In der Küche gibt es verschiedene Bereiche, die jeweils spezifische Beleuchtungsanforderungen haben. Arbeitsflächen benötigen eine zielgerichtete, blendfreie Beleuchtung, im Speisebereich schafft eine indirekte, warme Beleuchtung eine angenehme Atmosphäre, während der allgemeine Bereich einer effizienten, gleichmäßigen Ausleuchtung bedarf.
Wohnhaus in Leipzig: Die offene und transparente Gestaltung der Innenräume lässt viel Lichteinfall und weit dimensionierte Blickachsen zu. Für die hier lebende Familie mit sieben Kindern und vielen Freunden dient der Küchen- und Essbereich