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DAS JAGDSCHLOSS AM FLUSS DER LACHSE

„Welcome to Nature“ lautet das Motto des von deutschen Eigentümern geführten Schloss Roxburghe Hotel & Golf Course im Süden Schottlands. Das viktorianische Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert vereint Gastlichkeit und Outdoor- Erlebnisse auf höchstem Niveau.

„Trockene Füße fangen keine Fische“: Gemäß dieser schottischen Weisheit wagen wir uns an einem kühlen Herbsttag in das eiskalte, aber glasklare Wasser des Teviot River, inmitten der Region Scottish Borders. Nur wenige Kilometer entfernt vereinen sich Teviot und Tweed River, Großbritanniens lachsreichster Fluss. Was bei Fliegenfischer Eoin Fairgrieve so mühelos erscheint, bedarf Geschick und Erfahrung. Die präzise Technik will gelernt sein, andernfalls verhelfen auch nasse Füße nicht zum gewünschten Angelerfolg.


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Dank Fairgrieves Unterstützung gelingt er uns doch, sodass einer der begehrten atlantischen Lachse an unserer Rute zappelt. Zufrieden treten wir den Rückweg zu unserem nur wenige Minuten entfernten Refugium, dem noblen Schloss Roxburghe, an. Der Gastgeber des Hauses begrüßt uns mit einem breiten Lächeln und honoriert unseren Angelerfolg wohlwollend. Seit Februar ist Harry Fernandes als General Manager für das Haus tätig, nur kurze Zeit später musste er es auf Anordnung der britischen Regierung schließen. Im Juli folgte die Wiedereröffnung. Der gebürtige Inder, der bereits das Balmoral Hotel in Edinburgh führte, in dem die Autorin Joanne K. Rowling einige Abenteuer des Zauberlehrlings Harry Potter niederschrieb, bleibt optimistisch: „Unsere Ländereien erstrecken sich über mehr als hundert Hektar, sodass unsere Gäste viel Freiraum und beste Bedingungen für einen erholsamen und sicheren Urlaub in der Natur haben, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.“

Fernandes‘ neue Wirkungsstätte steht dem ehrwürdigen Balmoral in nichts nach, wenngleich es trotz seines altehrwürdigen Erscheinungsbildes eher ein Newcomer in der britischen Hotellandschaft ist.

Im Jahr 2018 von der Düsseldorfer 12.18. Unternehmensgruppe übernommen, präsentiert es sich seit der vollständigen Revitalisierung in neuem Gewand – und wurde im Eröffnungsjahr 2019 sogleich vom renommierten Londoner Blatt Sunday Times zu den „Best Places to stay“ gekürt.

Wo einst der Duke of Roxburghe Jagdgäste hofierte, befinden sich nun 20 stilvoll eingerichtete Zimmer und Suiten – jede mit individuellem Design. Der Reichtum an Details überwältigt: Von edlem Stuck und bebilderten Tapeten, über kunstvoll bemalte Vasen bis hin zu fein gearbeiteten Holzfiguren. All das kreiert eine einladende und behagliche, aber stets stilvolle Atmosphäre – fast so, als bewohne der adelige Hausherr das Anwesen noch immer. Hierzu tragen auch einige echte „Schätze“ des Duke bei: So handelt es sich bei dem historischen Bücherbestand in der Bar 1745 um Leihgaben seiner Durchlaucht, weiters zieren überdimensionale Ölgemälde der blaublütigen Vorfahren den in kräftigem königsblau gehaltenen Treppenaufgang. Erdacht hat das Designkonzept der Lippstadter Interior-Designer Olaf Kitzig, der auch anderen Hotels der 12.18. Unternehmensgruppe ihren unverwechselbaren Charakter verlieh. Wer hier verweilt, beginnt die britische Vorliebe für die obligatorische Tea Time zu schätzen.

Während das in der Feuerstelle knisternde Tannenholz unsere durchgefrorenen Körper auftauen lässt, sind es der liebevoll zubereitete Earl Grey- Tee und die mannigfachen Köstlichkeiten im Miniaturformat, welche die Seele wärmen: Kleine Sandwiches mit schottischem Wildlachs, herzhaft gefüllte Pasteten, aufwendig verzierte Windbeutel mit süßem und deftigem Inhalt, filigrane Macarons und das ofenwarme Scones-Gebäck mit Clotted Cream präsentieren sich auf der Etagere vor uns und widerlegen eindeutig das Vorurteil von der mangelnden Esskultur der Briten. Gleiches gilt für die Küche des hauseigenen Restaurants „Sunlaws“. Verantwortlich für das kulinarische Konzept von Schloss Roxburghe ist der Franzose Jacques-Olivier Borja, der es versteht, kräftige Geschmacksnoten mit feinen Aromen zu umspielen. „Wir möchten die eher als rustikal geltende schottische Küche auf ein neues Niveau heben und ihr Frische und Eleganz verleihen“, erläutert der 47-Jährige seine Philosophie. Zugute kommt ihm die im vergangenen Jahr initiierte Landwirtschaft auf dem weitläufigen Gelände des Anwesens: „Ob Kopfsalat, rote Beete oder knackige Äpfel – wir verwenden, was die raue Natur der Borders uns schenkt“, schmunzelt Borja.

Um die üppigen Kalorien der zurückliegenden Schlemmerei abzubauen, bietet sich eine der zahlreichen weiteren Outdoor-Aktivitäten an. Selbstredend darf im Mutterland des Golfsports ein exzellenter 18-Loch- Platz nicht fehlen, welcher am darauffolgenden Tag von uns in Augenschein genommen wird. Mit dem Championship Golf Course hat der renommierte Golfplatz-Architekt Dave Thomas einen abwechslungsreichen Parcours entworfen, der den natürlichen Konturen alter Buchenwälder folgt und beeindruckende Sichtachsen inmitten der hügeligen Landschaft zeichnet.

Neben weiteren klassischen Sportarten wie Yoga, Reiten oder Mountainbiken, die das Hotelteam auf Anfrage gerne organisiert, bietet die Roxburghe Shooting-School unter der Leitung von Tracy Ferguson ungewöhnliche Angebote. Da fliegen Tontauben blitzschnell durch die Luft, die es mit dem entsprechenden Gewehr zu treffen gilt, wirbeln Tomahawks um die eigene Achse und schnellen Pfeile der Zielscheibe entgegen. Unser Fazit nach der Probestunde: herausfordernd, aber durchaus eine unterhaltsame Betätigung mit hohem Spaßfaktor. Für passionierte Waidmänner- und frauen beginnt im Herbst zudem die Jagdzeit, für die Ferguson gemeinsam mit Schloss Roxburghe maßgefertigte Arrangements erstellt.

Nicht nur die anstehende Jagdsaison lassen General Manager Fernandes und sein Team mit Vorfreude in die Zukunft blicken: Auf der rückwertigen Seite entsteht derzeit ein separates Gebäude, das neben weiteren Zimmern einen modernen Spa-Bereich, ein zweites Restaurant und zusätzliche Tagungsräumlichkeiten vorhalten soll. Bereits im kommenden Juni soll das Gebäude fertiggestellt werden. Künftig sollen sich außerdem dutzende pittoreske Cottages in die Landschaft schmiegen, welche ebenfalls an Urlaubsgäste vermietet werden. Große Pläne also für das Hotel, das bereits jetzt mit seinem Angebot und erstklassigem Service punkten kann. Mit einem besonderen Abschiedsgruß des General Managers reisen wir ab: „Mögen deine Schornsteine lange rauchen“ 7 der schottische Wunsch für ein langes, zufriedenes Leben. Dass die Vielen Schlote von Schloss Roxburghe stets rauchen mögen, das wünschen wir auch unseren Gastgebern für die Zukunft!

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Top Magazin Ruhr
Ausgabe 3 2020
Ort Oberhausen
Verlag https://www.top-magazin.de/ruhr/
Mehr zum Projekt: SCHLOSS Roxburghe — Kelso, GB