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Im Markt herrscht ein enormer Druck
Interior Designer Olaf Kitzig sieht große Marktchancen für die Gestaltung von Hotels, Restaurants und Shops, da die Unternehmen für Gäste attraktiv bleiben müssen. Über den Wettbewerb sowie seine Zusammenarbeit mit dem früheren 3-Sterne-Koch Thomas Bühner in Taiwan spricht er mit Rolf Westermann.
Olaf Kitzig, ihr Design-Studio hat das Fine Dining Restaurant La Vie by Thomas Bühner in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh gestaltet. Wie bekommen Sie das richtige Feeling für den fernöstlichen Standort?
Kitzig: Ich habe schon einige Vorhaben in Asien gemacht und normalerweise bin ich bei solchen Projekten immer vor Ort. Doch als wir das geplant haben, gab es wegen Corona eine Quarantänepflicht. Deshalb war ich noch nicht dort, fliege erst im Sommer hin. Wir haben uns in Deutschland kennengelernt. Ich habe ein minutiöses Briefing erhalten, konnte alles detailgenau umsetzen. Nun ist es mit der Kochkunst von Thomas Bühner ein großer Erfolg geworden.
Wie verläuft die Recherche?
Über die gesamte Bauphase hinweg hatten wir jede Woche ein zweistündiges Meeting mit dem Eigentümer, dem Architekten und Thomas Bühner. Ich habe viel über die Kultur dort gelesen und gelernt. Thomas Bühner hat seine Ideen sehr genau erläutert.
Worauf kommt es bei dem Projekt an?
La vie ist – wie das Leben – ein facettenreicher Mix. So teilen sich die insgesamt 260 Quadratmeter auf verschiedene Bereiche auf. Neben dem eleganten Gastraum gibt der Barbereich den Blick auf die Küche frei, eine Wein-Lounge lädt zum entspannten Tasting ein und eine Private Dining-Zone ermöglicht das Zusammensein im engsten Kreis. Nähe zur Region und Verbundenheit mit den Elementen Feuer, Luft, Erde, Wasser als Basis des Lebens sind Inspiration für Interior und Brand Design: Das Logo ist maximal reduziert und mutet wie ein Schriftmix aus unterschiedlichen Kulturen an. Die Farben Dunkelblau und Creme spielen mit dem Kontrast des Lebens wie Tag und Nacht, wie Licht und Schatten.
Wie verlief die Zusammenarbeit konkret mit dem früheren 3-Sterne-Koch?
Er hat ein sehr präzises Auge, ist in die Details verliebt, bei der Architektur, im Design und in der Küche. Thomas Bühner ist Perfektionist und Teamplayer in einer Person.
Was sind die prägenden Elemente?
Für mich ist es die freischwebende Theke. Sie stellt die Verbindung zwischen Erde und Luft dar. Prägend sind Naturstein und Holz sowie sanfte Farben neben den klaren Linien. Das Design zieht sich konsequent durch alle Bereiche und wurde mit viel Liebe zum Detail ausgewählt, nichts bleibt dem Zufall überlassen.
Was unterscheidet die Ausstattung in Taipeh von einem Restaurant in Osnabrück?
Der kulturelle Unterschied ist wichtig, doch die Liebe zum Detail ist überall gleich. Wir setzen den Gast in den Mittelpunkt. Insofern gehen wir überall mit der gleichen Leidenschaft an ein Projekt.
Sie haben schon Paulaner Brauhäuser in China, Singapur und Aserbaidschan realisiert. Müssen Sie dabei mit deutschen Stereotypen arbeiten?
Wir haben ein modern interpretiertes stereotypisches Design entwickelt. Es unterscheidet sich deutlich von einem Brauhaus in Bayern. Wir haben das modern interpretiert und in die nächste Generation geführt. Weniger blau-weiß, mehr Wärme. Dennoch ist für den Europäer erkennbar, dass es sich um ein süddeutsches Bierkonzept handelt. Das Herz ist die Mikro-Brauerei.
Ihr Studio hat mittlerweile rund 1000 Projekte weltweit ausgestattet. Wie ist die Auftragslage derzeit?
Wieder hervorragend. Alle ruhenden Kundenkontakte etwa in die Kettenhotellerie sind wieder aufgenommen, auch Projekte im Ausland sind wieder da. Kunden wie Helios, die wir in Zeiten der Coronakrise gewinnen konnten, sind geblieben. Healing Architecture, dazu gehört die Gestaltung der Krankenhauskantinen über die Schwesternstützpunkte bis zu den Zimmern, wird immer wichtiger.
Die Bandbreite ist enorm und reicht von Gastronomie über Büros bis Einzelhandel. Gibt es dabei Synergien?
Das liebe ich an meisten, ich schaue von verschiedenen Standpunkten auf den Markt. Hoteliers, Gastronomen, Einzelhändler – alle sehen ihre Welt vom persönlichen Standpunkt aus. Das erweitert auch unseren Blickwinkel.
Wo sehen Sie die größten Chancen?
In der Kombination unserer Serviceleistungen, von der Innenausstattung bis zum Brand- und Produktdesign. Im Markt herrscht ein enormer Druck. Alle müssen innovativer werden, neu Wege gehen. Liebevolle Konzepte sind gefragt. Wer stehen bleibt, hat keine Chance. Einfach Aufsperren genügt nicht, weder für die Gastronomie noch für Hoteliers. Nicht zu vergessen: Das Design ist nicht mehr nur für die Gäste da. Auch die Mitarbeiter brauchen heute hohe Qualität. Darüber hat vor 15 Jahren keiner gesprochen.
Kitzig Design Studios
Ob Gastronomie, Spa, Wellness, Healthcare, Retail , Office oder privates Wohnen –die Philosophie von Kitzig Design Studios ist Grundlage für mittlerweile mehr als 1000 Projekte in 38 Ländern. Es sind maßgeschneiderte, innovative Raumerlebnisse, die Ästhetik und Technik miteinander verbinden. 1998 von Olaf Kitzig gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute ein Team von rund 50 Innenarchitekten und Designern. Interior-, Architektur- und Produktdesign werden verknüpft mit Brand-Design und Kommunikation.
ahgz.de
Beitrag vom: 20.06.2023
Ort Frankfurt am Main
Verlag dfv Mediengruppe
Mehr zum Projekt: La Vie by Thomas Bühner